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bläserquintett der staatskapelle berlin

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blaeserquintett der staatskapelle berlin

 
WAZ - 03.04.2012

Komponist greift in die Tasten

Böse Zungen behaupten immer einmal wieder, dass Konzertveranstalter zeitgenössische Kompositionen an den Anfang oder in die Mitte des Programms setzten, damit die Zuschauer nicht davonlaufen könnten. So auch beim fünften und letzten Meisterkonzert der Saison am Freitag in der Stadthalle Unna. Indes – bei dem sehr gefälligen Quintett op. 10 für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott von Franz Vorraber aus dem Jahr 2011 war dieses gar nicht nötig.

Irrwitzige „Hüpfer“im zweiten Satz

Der Komponist, der an diesem Abend selbst in die Tasten griff, verzichtet auf allzu avantgardistische Dissonanzen, und auch „Experimente“ bezüglich der Möglichkeiten der Klangerzeugung auf den Instrumenten – hier böte sich vor allen Dingen das Klavier an – sind ihm fremd. Stattdessen sieht sich der Hörer im ersten Satz vor allem im Klavierpart häufig mit Debussy-haften Elementen konfrontiert, und auch der sangliche Mittelsatz kommt oft recht impressionistisch daher. Den zweiten Satz prägen irrwitzige „Hüpfer“ – Mosaiksteinchen, die die Bläser perfekt ineinander fügten. Im vierten Satz wirken die einzelnen Versatzstücke volkstümlich, insgesamt ergibt sich dennoch eine recht innovative Wirkung. Beinah minimalistisch ist der letzte, meditativ fließende Satz, der in einem großen sinfonischen Klangrausch endet. In den Solobläsern der Staatskapelle Berlin (Gregor Witt, Oboe, Heiner Schindler, Klarinette, Axel Grüner, Horn, und Mathias Baier, Fagott) fand das Werk adäquate Interpreten.

Das „Rahmenprogramm“ war dann klassisch: Den Auftakt machte das Ensemble mit Mozarts Es-Dur-Quintett KV 452: Getragen, farbig gelang das Largo im ersten Satz, perlend die Läufe im Allegro, tänzerisch mit teilweise recht burschikosen Akzenten das Finale. Im Mittelsatz entspannten die Bläser hier wie auch im zweiten Satz von Beethovens Es-Dur-Quintett op. 16 elegante, biegsame Soli. Brillant gelang der fanfarenartige Beginn des Beethoven-Werkes, prickelnd das abschließende Rondo.

Finale mit Elementen aus dem Jazz

Als Zugabe präsentierten die Musiker dann noch eine ganz „frische“ Komposition des Pianisten, ein Scherzo für Klavierquintett, das ihm nach eigener Aussage am Sonntag eingefallen sei: ein gefälliges, kleines, spritziges Stückchen mit einigen jazzartigen Elementen.

Martina Lode-Gerke

 

 
Bonner Generalanzeiger - 22.03.2010

Kammermusik im Beethovenhaus

Mit seinem "Opus Number Zoo" für Bläserquintett hat Luciano Berio die Reihe musikalischer Tierschilderungen um ein ziemliches skurriles Exemplar erweitert. Im ersten der vier kurzen Stücke bittet der Fuchs ein Hühnchen zum Tanz - aus dem heiteren Spiel wird bald bitterer Ernst. Die fünf Musiker sind in diesem Werk auch als Sprecher und Schauspieler gefordert. Das Bläserquintett der Staatskapelle Berlin löste im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses seine Aufgabe mit Bravour. Die Verse aus der Feder der englischen Dichterin Rhoda Levine (hier in der deutschen Fassung von Friedl Hofbauer) entwickelten ihre eigenwillige philosophische Komik, die ereignisreiche und pointierte Musik wurde hinreißend leichtfüßig dargeboten. Dasselbe gilt für das Quintett in E-Dur von Jean Francaix, das den Hörer von Tiefsinn verschont, dafür mit Eleganz, Charme und Raffinement entschädigt. Thomas Beyer, Flöte, Gregor Witt, Oboe, Tibor Reman, Klarinette, Axel Grüner, Horn, und Mathias Baier, Fagott, spielten wunderbar durchsichtig und ließen sich keine Facette dieser optimistischen Musik entgehen bis hin zum Schlussgag, wenn einem bedeutungsvollen Hornmotiv kleine Kuckucksrufe gleichsam die Nase zeigen. Ebenso fesselnd hatte das Konzert begonnen - mit Mozarts Quintett-Bearbeitung der Bläserserenade in c-moll KV 388.

Mathias Nofze

 

 
crescendo - das klassik magazin februar/märz '04

31 Franz Schubert (arr.Breuer): Arpeggione-Sonate/ Mussorgskij (arr.Linckelmann): Bilder einer Austellung

Diese CD bietet eine neue Sicht auf zwei bekannte Kompositionen. Heribert Breuer gelingt es 90% der Zeit einen Schubert'schen Bläsersatz vorzutäuschen, so dass man bisweilen ein unbekanntes Kammermusikstück des Wiener Meisters zu hören glaubt. Vieles, was vielleicht im Klavieroriginal nicht so deutlich hervortritt, wird hier klar vernehmbar. Geringas spielt den auf dem Cello horrend schwierigen Solopart mit Leichtigkeit und Leidenschaft. Die individuelle und kollektive Virtuosität der Bläser der Berliner Staatskapelle kommt in der Mussorgsky-Bearbeitung vollkommen zur Geltung. Die verschiedenen Sätze sind in der Fassung von Linckelmann unterschiedlich gelungen, aber die Transkription als Ganzes kann sich durchaus sehen lassen. Vorausgesetzt, sie wird von Musikern eines solchen Formats realisiert.
CMS
Geringas, Bläserquintett der Staatskapelle Berlin, Grabner, Haase. Sony Classical 513858-2

 

Zeitung WAZ - KULTUR IN ESSEN - 25.09.2002

Berliner gestalten den Saisonauftakt


Das "Bläserquintett der Staatskapelle Berlin" gestaltete vor kurzem auf Schacht Zwölf das erste Zollvereinskonzert der neuen Saison mit Werken von Mozart, Barber, Arnold und Mussorgsky.
Nur wenige Besucher kamen zum Saisonauftakt der Zollvereinkonzertreihe. Anbetracht der künstlerischen Leistung des Bläserensembles der Staatskapelle war dies sehr bedauerlich. Thomas Beyer (Flöte). Gregor Witt (Oboe), Heiner Schindler (Klarinette), Ingo Reuter (Fagott) und Axel Grüner (Horn) stimmten beim Bläserquintett in c-moll, KV 406, von Wolfgang Amadeus Mozart ihr Zusammenspiel fein aufeinander ab. Heroisch ernst erklang der Kopfsatz, verklärt das Andante, das Menuett wirkte kanonisch streng, das muntere Variationsfinale hingegen entspannt. Ebenso gekonnt wie dieses klassische Werk interpretierten die jungen Musiker auch die zeitgenössischen Klänge von Samuel Barbers Komposition "Summer Music op. 31" und Malcolm Arnolds "Three Shanties for Wind Quintett op.4". Mit ihrem vitalen Spiel arbeiteten die Bläser die rhythmischen und klanglichen Eigenheiten beider Werke souverän heraus. Auch die "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky in Bearbeitung für fünf Bläser setzten sie eindrucksvoll klanglich um. Die Zuhörer honorierten das Konzert mit stehenden Ovationen.

Hans Burkardt

 

Zeitung BNN - 24.09.2002

Zwischen weicher Tongebung und pointiertem Kontrast

Das Bläserquintett der Berliner Staatskapelle gab ein SWR-Konzert im Asam-Saal des Ettlinger Schlosses.
In famosem Zusammenspiel gab das 1994 gegründete Bläserquintett der Berliner Staatskapelle, bestehend aus Thomas Beyer (Flöte), Gregor Witt (Oboe)., Heiner Schindler (Klarinette), Ingo Reuter (Fagott) und Axel Grüner (Horn), auf Einladung des SWR-Studios Karlsruhe in Verbindung mit dem Kulturamt der Stadt Ettlingen, im Asamsaal des Schlosses ein begeistert auf genommenes Konzert. Ausgesprochen seriös begannen die Künstler mit Mozarts Quintett c-Moll KV 406. Bei höchster Spieldisziplin gaben sie dem Kopfsatz süffige Klanglichkeit, das Andante wurde mit weicher, warmer Tongebung ausgestattet. Nach dem fein gegliederten Menuetto gab das Ensemble jeder Variation des Finalsatzes eigenes Gesicht und beendete ihn in bester Spiellaune. Aufgeschlossen jeder Stilrichtung gegenüber ließ das Quintett die "Summer Music" op. 31 des amerikanischen Komponisten Samuel Barber (1910 bis 1981) folgen, eine Musik, die kontrastreich, teils getragen, teils rhythmisch pointiert konzipiert ist. Hier ließ das Ensemble seihe rhythmische Prägnanz wie seine dynamische Elastizität besonders deutlich werden. Sehr schmissig wurde eine Bearbeitung der "Fledermaus"-Ouvertüre nach Johann Strauß interpretiert, und doch zeigte sie viel klanglichen Feinschliff. Dass die fünf Herren viel Sinn für musikalischen Humor besitzen, bewiesen sie in den virtuosen "3 Shanties for Wind Quintett", drei Seemannsliedern des 1921 geborenen, englischen Komponisten Malcolm Arnold. Das ist Musik voller Esprit, welche die fünf Bläser technisch souverän und mit großer musikalischer Gestaltungsfreude darboten. Eine besonders lustige Angelegenheit wurde dann "Opus number zoo'': Zu vier ins Deutsche übersetzten Tiergeschichten nach Rhoda Levine schrieb Luciano Berio eine charakterisierende Musik. Die Gedichte - ein wenig an Ringelnatz erinnernd - wurden vor und während der Interpretation von den Bläsern höchst belustigend gesprochen. Dabei handelt es sich etwa um einen Fuchs, der mit einem Hühnchen tanzt, um eine graue Maus oder um einen Streit zwischen Katzen. Der Spaß, den die Künstler bei dieser Sache hatten, übertrug sich sofort auf das Publikum. Ihren spielerischen Humor versagte das Ensemble auch nicht dem letzten Programmpunkt. dem Quintett Nr. l von Jean Françaix, ist doch der Komponist für seine leichte, anmutige, oft witzige Schreibweise bekannt. Die blendende Wiedergabe löste begeisterten Schlussapplaus aus, dem das Berliner Bläserquintctt höchst publikumswirksame Zugaben folgen ließ.

Christiane Voigt

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